Am 29. und 30. März fand die 20. Nationale Photovoltaik-Tagung in Bern statt. Was vor zwei Jahrzehnten als Treffpunkt einiger Solarenthusiasten angefangen hat, hat sich zu einem grossen Treffpunkt von fast 800 Teilnehmern entwickelt. Die meisten Teilnehmer kamen aus den Bereichen Planung und Ausführung, Herstellung und Vertrieb, Elektrizitätswerke und Dienstleister. Neben den Vorträgen haben auch 30 Aussteller ihre neuesten Solarprodukte resp. Solardienstleistungen präsentiert. Mit einigen hatte ich die Möglichkeit, mich zu unterhalten, weshalb hier der Rückblick Nationale Photovoltaik-Tagung erscheint. Die aus meiner Sicht wichtigsten Neuigkeiten möchte ich hier vorstellen. Ich habe sie unterteilt nach Solarmodulen, Wechselrichtern und Solardienstleistungen.
Natürlich ist dies nur meine subjektive Auswahl. Gerne kannst Du mit mir und anderen PV-Enthusiasten in der Facebook-Gruppe Photovoltaik Schweiz über diese und andere Neuigkeiten diskutieren, aber auch Deine Fragen platzieren.
Rückblick Nationale Photovoltaik-Tagung: Solarmodule
Zuletzt habe ich ja einen Blogbeitrag zum Thema «Schweizer PV-Anlage – ist dies möglich?» geschrieben. Dort habe ich einige Produzenten von Solarmodulen vorgestellt. Gerade beim Thema Solarmodule gibt es aber noch einige interessante Player.
Megasol
Die Firma Megasol aus dem solothurnischen Deitingen habe ich beim genannten Artikel zwar vorgestellt. Allerdings findet sie hier trotzdem noch einmal Erwähnung, da sie an der Nationalen Photovoltaik-Tagung einen Weltrekord für das effizienteste Solarmodul verkündet haben: Megasol behauptet, einen Wirkungsgrad von 23.2% erreicht zu haben. Damit sind sie meines Wissens nach auch die Ersten, die in den Bereich von über 23% vorgedrungen sind. Ich habe ja vor einigen Monaten die effizientesten Solarmodule vorgestellt – die Liste muss ich wohl bald umschreiben! Allerdings wurde später in einem Vortrag erwähnt, dass wohl die unabhängige Prüfung dieser Aussage durch die Tessiner Universität SUPSI noch aussteht – sind wir zuversichtlich, dass der Weltrekord bestätigt wird!
Übrigens hat mir der Verkaufsleiter in Aussicht gestellt, die neue Modulfabrikation einmal zu besuchen. Ich kann mir vorstellen, dass auch der ein oder andere aus der Facebook-Gruppe Photovoltaik Schweiz daran Interesse haben könnte!?
Activ Glass
Die Firmal Activ Glass aus Wilen bei Wollerau kannte ich bisher noch überhaupt nicht. Ich glaube, man darf sie getrost als Nischenplayer bezeichnen. Aber das Aussehen ihrer Module hat mich wirklich «geflasht»! Sie produzieren Solarmodule, die aussehen wie Holzbretter (natürlich gibt es auch noch andere Designs wie Solarziegel). Man muss sie schon berühren oder sehr nahe herangehen um zu sehen, dass es Solarmodule sind. Schau’ Dir das Bild an und Du wirst mir (hoffentlich) beipflichten, dass das Design einfach klasse ist. Und da es eine Manufaktur ist, sind prinzipiell alle Modulformen möglich, so dass es perfekt an die Hausgeometrie angepasst werden kann.
Kleine Einschränkung: Durch die Beschichtung geht ca. 20% der Effizienz verloren. Aber wenn man damit auch optisch höchsten Ansprüchen genügen kann, scheint es mir das wert zu sein.
3S Solar plus
Ich gebe zu: 3S habe ich durch die Fusion mit und dann wieder Trennung von Meyer Burger etwas aus den Augen verloren. Aber es ist klar: wer nicht nur «einfach» Solarstrom erzeugen möchte, sondern auch auf Ästhetik und Swissness Wert legt, der kommt an 3S nicht vorbei. Besonders beeindruckt hat mich der durchdachte Aufbau. Es sind nicht nur «einfache» Solarmodule. Es geht auch einher mit dem passenden Montagematerial und Accessoires wie Schneefanggitter. Es ist offensichtlich: auch das schönste Solarmodul würde viel von seiner ästhetischen Wirkung verlieren, wenn das Drumherum nicht stimmen würde und uneinheitlich wäre. Allerdings hat die Individualität auch ein etwas höheres Preisschild als Solarmodule von der Stange.
Arres
Arres ist ein Ableger des grössten Schweizer Solar-Grosshändlers Solarmarkt (Solarmarkt beliefert nur Unternehmen, keine Privatpersonen). Arres konzentriert sich auf Indach-Anlagen. D.h. die Solarpanels dienen nicht nur als Stromerzeuger sondern gleichzeitig auch als Wetterschutz. Dies ergibt ein sehr gleichmässiges Aussehen. Arres beschränkt sich dabei letztlich auf eine Modulart, kann durch die daraus resultierende grössere Menge aber auch vergleichsweise günstige Preise anbieten. Und das auch mit Schweizer Anspruch an die Qualität!
Solarprodukte: Wechselrichter
Im Bereich Solarprodukte haben Insgesamt fünf Wechselrichterhersteller ihre Produkte ausgestellt. Neben dem Schweizer Hersteller Studer Innotec (mit dem ich leider nicht sprechen konnte) auch die Premiummarken SMA (aus Deutschland) und Fronius (aus Österreich) sowie zwei Hersteller aus Asien. Mit SMA und Fronius konnte ich sprechen. Dabei ist klar: beide gehören zu den weltweit besten Hersteller von Wechselrichtern, wie ich auch bereits in meinem Blog über Wechselrichter berichtet habe. Beide haben mich dennoch auf ihre jeweils eigene Art beeindruckt.
SMA Solar Technology
Bei SMA beeindruckt zuerst einmal die Wachstumsgeschichte. Vor 40 Jahren von zwei Personen gegründet, beschäftigt es heute mehr als 3’000 Mitarbeitende. Dabei haben sie es geschafft, sich ihren Enthusiasmus für die Solarenergie zu bewahren.
Aktuell legt SMA – neben allen technischen Entwicklungen – Wert auf ein schlankes Anlagendesign und die damit einhergehende Sicherheit der Anlage (Sicherheit von Solaranlagen ist nicht zuletzt durch die Brände der Senec-Batteriespeicher in Deutschland wieder in den Mittelpunkt des Interesses gerückt).
SMA forciert ein «schlankes» Anlagendesign, d.h. eine Anlage mit möglichst wenigen Komponenten. Wo es wenige Komponenten (und damit Übergänge) gibt, reduziert dies direkt die Fehlermöglichkeiten. Dies bedeutet aber auch, dass es dann um so mehr auf die Sicherheitseinrichtungen des Wechselrichters ankommt. Und da hat SMA einiges zu bieten.
Die Wechselrichter-interne Anlagenüberwachung erkennt z.B. frühzeitig Lichtbögen, die zu Bränden führen können. Wird die Möglichkeit eines Lichtbogens erkannt, so wird der Stromkreis unterbrochen und die Feuergefahr ist gebannt. Ausserdem haben SMA Wechselrichter ein automatisches und kontinuierliches Monitoring integriert. Dieses integrierte Monitoring meldet Fehler unmittelbar, so dass ein rascher Kundenservice den sicheren Betrieb wieder umgehend gewährleisten kann.
Fronius
Fronius geht in Bezug auf Sicherheit einen ähnlichen Weg wie SMA: möglichst wenige Bauteile verhindern viele Probleme bereits im Vorfeld.
Darüber hinaus legt Fronius einen starken Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit. So werden nach mündlicher Aussage 98% der Komponenten selbst hergestellt, nur die Mikrochips werden zugekauft. Die Produktionsanlagen werden ausschliesslich mit Erneuerbaren Energien betrieben. Und auch bei den Materialien wird auf Nachhaltigkeit geachtet. So bestehen die Kühlrippen z.B. aus recyceltem Aluminium. Der Fronius-Mitarbeiter hat mich darauf hingewiesen, dass das rezyklierte Aluminium eine etwas gröbere Struktur als «neues» Aluminium besitzt. Aber ganz ehrlich, mir sind keine Unregelmässigkeiten aufgefallen, es sah einfach gut aus!
Solardienstleistungen – Younergy
Verschiedene Aussteller, u.a. die Elektrizitätswerke, haben ihre Solardienstleistungen vor allem rund um die Zusammenschlüsse zum Eigenverbrauch (ZEV) vorgestellt. Da dies jedoch heute bereits von einigen angeboten wird, habe ich mich lieber mit einem Solarteur mit einem innovativen Finanzierungsansatz unterhalten, der Firma Younergy.
Younergy mit dem Hauptsitz in Lausanne und Zweigstellen in Bern und Zürich bietet einerseits ihre Dienstleistungen als ganz «normaler» Solarteur an. Allerdings stechen sie dadurch heraus, dass sie Hausbesitzern die komplette Finanzierung der Anlage sowie Versicherung und Unterhalt „kostenlos“ anbieten. Der Hausbesitzer muss letztlich nur sein Dach zur Verfügung stellen. Den auf dem eigenen Dach produzierten Strom erhält der Eigentümer von Younergy – und dies zu einem günstigeren Preis als vom örtlichen Elektrizitätswerk.
Nach 20 Jahren kann der Hauseigentümer dann selbst entscheiden, ob er die Anlage kaufen möchte, ob ein neuer Vertrag abgeschlossen oder die Anlage demontiert werden soll. Die Hauseigentümerschaft kann die Anlage übrigens zu jedem beliebigen Zeitpunkt kaufen. Damit hat man ein Rundum-Sorglos-Paket auf dem Hausdach, spart Geld und konsumiert dennoch Strom vom eigenen Dach.
Fazit
Leider konnte ich in den (zu) kurzen Pausen nicht mit allen Ausstellern sprechen. Dennoch hat mir die Ausstellung sehr gefallen. Sie war so übersichtlich, dass man mit vielen Ausstellern ohne lange Wege direkt ins Gespräch kommen konnte. Was mir auch gefallen hat, war die Konzentration auf Schweizer Anbieter (es wäre natürlich auch seltsam, wenn das bei einem Schweizer Anlass nicht so wäre) sowie auch auf hoch stehende Produkte. Aus meiner Sicht reserviere ich mir meinen Termin im Kalender bereits für das nächste Jahr!