Wie haben sich die Preise für Photovoltaik in der Schweiz entwickelt?
Die Schweiz kann sich von den internationalen Preisbewegungen im Solarmarkt nicht abkoppeln. Die Preisanalyse Photovoltaik Schweiz zeigt: Im ersten Quartal 2022 steigen die Preise für Photovoltaikanlagen im Schnitt um 6%. Zudem warten Kunden immer länger auf die Ausführung der Installationsarbeiten. Gründe sind verteuerte und verspätet gelieferte System-Komponenten (Solarmodule, Wechselrichter) als auch die gute Auftragslage der Solarteure.
Ausgangslage Preise Photovoltaik
Im Januar 2022 habe ich erstmals die Ergebnisse einer Preisanalyse Photovoltaik für die Schweiz veröffentlicht. Die Preise wurden auf Basis indikativer Angebote erhoben, die mittels Solarrechnern auf den Seiten der Installateure erstellt wurden. Als Installateure wurden die Unternehmen ausgewählt, die in der Google-Suche mit dem Suchbegriff «Solarrechner Schweiz» auf den ersten Plätzen zu finden waren. Die Solarrechner der gleichen Solarteure – sofern noch aktiv – wurden nun für diesen Preisvergleich herangezogen.
Um eine Vergleichbarkeit zu erreichen, wurde mit den Solarrechnern jeweils die gleiche Dachhälfte berechnet. Auch die Ausgangsdaten (Stromverbrauch im Haus, Heizung, Warmwassererzeugung, Dachart), die von den Solarrechnern angefragt werden, wurde bei allen Solarrechnern identisch eingegeben.
Der Preisvergleich Photovoltaik erhebt keinen wissenschaftlichen Anspruch. Dazu müsste die Anzahl ausgewerteter Solarteure erhöht und die Analyse für verschiedene Dachgrössen durchgeführt werden.
Auf der anderen Seite entspricht das Dach mit 65qm, was eine maximale Grösse der PV-Anlage von ca. 10 kWp entspricht, dem Durchschnitt der in der Schweiz installierten PV-Anlagen (Statistik Sonnenenergie Schweiz 2020). Von daher gibt die vorliegende Preisanalyse Photovoltaik Schweiz eine gute Indikation der Entwicklung der Preise Photovoltaik in der Schweiz.
Erhöhung der Preise der Solar-Komponenten
Die Preise für die Komponenten einer Solaranlage haben sich in den letzten Monaten erhöht. Die Gründe sind vielfältig. Auf der einen Seite ist die Lage von Polysilizium (Ausgangsstoff für Solarmodule) und Mikrochips (Grundbestandteile von Wechselrichtern) angespannt.
Der Grossteil der Solarmodule weltweit und ein grosser Anteil der Wechselrichter werden in China hergestellt. Durch die dort stark gestiegenen Corona-Inzidenzen und der chinesischen «Null-Covid» Politik, werden bereits einige Städte in den kompletten Lock-Down geschickt. Damit kommen die Lieferketten einmal mehr aus dem Tritt.
Sollten die Komponenten dann doch produziert worden sein, wird der Transport durch die gestiegenen Treibstoffpreise auch in der Schifffahrt stark belastet. Sind die Komponenten dann in Europa angekommen, wird der Weitertransport durch die fehlenden LKW-Fahrer behindert, die oft aus Osteuropa kommen und momentan stark durch den Ukraine-Krieg absorbiert sind.
Der deutsche Grossimporteur von Solarmodulen PVXchange leitet aus all dem eine angespannte Marktlage ab. Wegen der Kriegs- und Pandemieunsicherheiten ist zudem der Ausblick eingetrübt. Momentan wird von keiner Entspannung der Komponentenpreise im Jahr 2022 gerechnet.
Auslastung der Solarteure: starke Auftragslage
An der Nationalen Photovoltaik-Tagung Ende März 2022 in Bern hatte ich Gelegenheit mit einigen der grössten Schweizer Solarteuren als auch Zulieferern zu sprechen. Alle berichteten von übervollen Auftragsbüchern. Teilweise wurden die Marketing-Aktivitäten komplett eingestellt, um eine Überlastung der vorhandenen Mitarbeitenden zu verhindern. Auch einer der Solarteure vom Preisvergleich Photovoltaik, von dem ich im Januar noch ein Angebot erhalten habe, hat in der Zwischenzeit die «Installation kleinerer Hausanlagen» eingestellt.
An dieser Situation wird sich kurzfristig auch nichts ändern. Die Nachfrage der Kunden nach Solaranlagen bleibt konstant hoch. Um die Ziele der Energiestrategie 2050 zu erreichen müsste sich die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen sogar noch verdreifachen! Dem steht jedoch der Arbeitskräftemangel in der Solarbranche gegenüber. Solarinstallateure sind aktuell nicht in der Lage, genügend Facharbeiter einzustellen, um den Nachfrageüberhang abzuarbeiten.
Aus diesem Grund setzen Solarteure vermehrt auf die Umschulung von Handwerkern anderer Fachrichtungen. Nach Aussage auf der Photovoltaik-Tagung verteuert dies aber die Arbeitskosten, da die Umschulenden bereits den Lohn eines vollwertigen Mitarbeitenden erhalten, aber noch nicht seine Arbeitsleistung erbringen. Der Verband der Solarinstallateure Swissolar hat zwar eine Ausbildungsinitiative angekündigt, um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken. Da Ausbildung jedoch Zeit benötigt, ist nicht mit einer schnellen Entspannung der Lage zu rechnen.
Dauer bis zum Start der Installationsarbeiten
Die Kombination aus längeren Lieferzeiten der Komponenten und starker Auslastung der Solarteure führt zu längeren Zeiträumen bis zum Beginn der Installationsarbeiten. Eine nicht repräsentative Umfrage in der Facebook-Gruppe Photovoltaik Schweiz hat ergeben, dass von 15 Befragten 1 (entspricht 7%) länger als ein halbes Jahr bis zur Installation warten musste, 9 (60%) 4-6 Monate, und 5 (33%) zwei bis drei Monate. Bei niemandem lag die Zeitspanne zwischen Bestellung und Installation bei unter einem Monat.
Wie gesagt ist diese Umfrage nicht repräsentativ und es wurde auch nicht überprüft, wann die einzelnen Installationen ausgeführt wurden. Es zeigt aber deutlich auf, dass eine Wartezeit bis zu einem halben Jahr üblich ist.
Möchtest Du auch an solchen Umfragen teilnehmen oder die Ergebnisse mit anderen Photovoltaik-Interessierten diskutieren? Dann bist Du in der Facebook-Gruppe Photovoltaik Schweiz herzlich willkommen!
Preisanalyse Photovoltaik Schweiz: die Ergebnisse
In der Preisanalyse Photovoltaik Schweiz im Monat April wurden insgesamt 10 Schweizer Solarteure berücksichtigt. Wie weiter oben beschrieben hat ein Solarteur, von dem ich im Januar noch ein Angebot erhalten habe, sich momentan aus der Installation von kleineren Hausanlagen zurückgezogen. In der Grafik sind die Preise Photovoltaik (in Franken pro Kilowatt) den Anlagengrössen gegenübergestellt.
Wie in der letzten Preisanalyse Photovoltaik belegen einige Solarteure das (immer gleiche!) Dach maximal. Dies ergibt je nach Effizienz der eingesetzten Solarmodule und der Ausnutzung der vorhandenen Dachfläche eine Leistung der Solaranlage von 8-12 kWp. Andere Solarteure orientieren sich an der im Haus verbrauchten Elektrizitätsmenge (3’800 kWh) und schlagen eine Anlagengrösse von 4 bis 5 kWp vor, die diese Elektrizitätsmenge rechnerisch deckt.
Aber wie haben sich die Preise seit der letzten Preisanalyse Photovoltaik verändert? Dies sieht man in der nächsten Grafik. Dabei stechen zwei Solarteure deutlich mit einer nahezu Verdoppelung ihrer Preise Photovoltaik hervor. Der eine Solarteur hat im Januar ein Angebot für die komplette Belegung der Dachfläche abgegeben, jetzt nur eine Dachfläche zur rechnerischen Deckung des eigenen Verbrauches. Durch die kleinere Anlage hat sich der Preis pro Kilowatt um ca. Dreiviertel erhöht. Bei dem zweiten Solarteur habe ich keine offensichtlichen Gründe für die Verdoppelung der Preise Photovoltaik gefunden.
Wenn ich diese beiden Ausreisser heraus rechne, so ergibt sich eine mittlere Preissteigerung in den letzten drei Monaten von 6%. Kein Solarteur hat die Preise gesenkt, einer hat sie identisch gleich gelassen wie im Januar, die anderen haben die Preise um bis zu 14% erhöht.
Zukunftsaussichten der Photovoltaik Preise in der Schweiz
Im Moment kann von keiner Entspannung der Preise Photovoltaik in der Schweiz ausgegangen werden. Nach allen aktuellen Informationen bleibt die Nachfrage nach Solardächern hoch und steigt tendenziell sogar.
Auf der anderen Seite ist in den nächsten Monaten nicht von einer Entspannung bei den Preisen für die Solarkomponenten auszugehen. Und abschliessend kann man auch nicht mit einer schnellen und starken Aufstockung der Mitarbeitenden bei den Solarteuren rechnen.
Wird sich das in der ferneren Zukunft entspannen? Die Erreichung der Ziele der Energiestrategie sieht eine Verdreifachung des derzeitigen Solar-Zubaus vor. Evtl. könnte dies durch die internationalen Märkte der Solarkomponente geleistet werden, wenn sich die internationalen Verwerfungen gelegt haben werden. Schliesslich ist die Schweiz im internationalen Massstab ein eher kleiner Player. Wo ich aber längere Probleme sehe ist bei den Mitarbeitenden. Für mich ist momentan nicht ersichtlich, wo denn in Zukunft all die zusätzlichen Mitarbeiter bei den Solarinstallateuren her kommen sollen. Die Ausbildungsinitiative von Swissolar ist da ein Schritt in die richtige Richtung. Aber wird er reichen und wie schnell kann er umgesetzt werden? Die Zukunft wird es zeigen!