Ich habe 23 Schweizer Solarrechner getestet. Nachdem ich die Solarrechner Schweiz im letzten Blogartikel allgemein beschrieben habe mit den jeweiligen Stärken und Schwächen und wie sie funktionieren, möchte ich in diesem Artikel die Ergebnisse der Berechnungen vorstellen. Letztlich geht es ja bei den Photovoltaik Rechnern darum, Solaranlagen zu berechnen. D.h. welche Solaranlage soll aufs Dach, wieviel Solarstrom soll produziert werden und natürlich auch: Was kostet das Ganze?
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Wieviel kosten Solaranlagen in der Schweiz?
Im ersten Quartal 2022 wurden die Kosten für Solaranlagen mit Solarrechnern etablierter Schweizer Solar-Installateure erhoben. Für eine 10 kW Anlage kann mit durchschnittlich 25’000 Franken gerechnet werden. Zwischen einzelnen Solar-Installateuren besteht dabei ein grosse Preisdifferenz von bis zu 50%, weshalb sich Vergleiche zwischen verschiedenen Installateuren aufdrängen.
Solaranlage berechnen: Vorgehen
Zum Test der Solarrechner bin ich folgendermassen vorgegangen. Da bei allen Rechnern nach der Adresse gefragt wird, um daraus Dachgrösse, -schräge und -orientierung abzuleiten, habe ich jeweils mein eigenes Dach eingegeben. Das Dach hat eine ungefähre Ost-West-Ausrichtung (genauer gesagt: Ost-Nord-Ost zu West-Süd-West) mit einer Dachfläche von 65 Quadratmetern je Dachhälfte (also zusammen 130 m2) und einer Schräge von ca. 25°. Wie man sieht, eignet sich die westliche Dachhälfte besonders gut für eine Solaranlage, so dass ich mich auf diese konzentriert habe.
Den «informativen» Solarrechner von Energie Schweiz habe ich genutzt, um verschieden grosse Solaranlagen durch zu rechnen. Die «kommerziellen» Rechner habe ich dann genutzt, um konkrete Richtofferten zu erhalten. (Zum Unterschied zwischen «informativen» und «kommerziellen» Solaranlage Rechnern siehe meinen vorherigen Blogeintrag).
Wie vergleicht man die Kosten für Solaranlagen unterschiedlicher Grösse?
Wenn man Angebote verschiedener Anbieter vergleicht, so merkt man schnell, dass diese Solaranlagen unterschiedlicher Grösse anbieten. Dies ist so, da unterschiedliche Solarmodule unterschiedlicher Hersteller verwendet werden. Diese Solarmodule unterscheiden sich «etwas» in der Grösse (und auch im Wirkungsgrad). Dies führt dazu, dass, wenn man Angebote für eine 10 kW Anlage einholt durchaus Angebote für 9 bis 11 Kilowatt erhält.
Nun ist es (meist) so, dass die grössere Anlage auch in Summe teurer ist. Aber welche Anlage ist die Günstigste? Dazu teilt man die Kosten der Anlage (vor MWSt. und ohne Abzug irgendwelcher Förderbeiträge, Steuern oder ähnliches) durch die Leistung der Anlage (meist angegeben in Kilowatt Peak, abgekürzt kWp). Man erhält damit die «spezifischen» Kosten, d.h. Franken pro Kilowatt. Diese Zahl kann man jetzt bequem miteinander vergleichen und so das günstigste Angebot herausfiltern.
Ergebnisse des «informativen» Solarrechners
Den Rechner von Energie Schweiz habe ich genutzt, um besser die allgemeine Kostenentwicklung von Solaranlagen zu verstehen, d.h. wie sich die spezifischen Kosten (siehe oben) mit der Grösse der Anlage entwickeln. Wie man in der Grafik sieht habe ich Solaranlage mit einer Grösse von 2 Kilowatt (kW) Leistung bis 20 kW Leistung berechnet und die jeweiligen Preise aufgeschrieben. (Ich habe den gleichen Rechner auch genutzt, um herauszufinden, unter welchen Bedingungen Solaranlagen möglichst profitabel sind)
Wie fast zu erwarten, sieht man in der Grafik eine signifikante Reduktion der Kosten pro Kilowatt Leistung. Diese Reduktion ist besonders ausgeprägt bei kleineren Anlagen und schwächt sich zu grösseren Anlagengrössen hin ab.
Überraschend ist diese Kurve nicht. Schliesslich gibt es Fixkosten, die ziemlich unabhängig von der Grösse sind. Z.B. ist die Länge der Anfahrt unabhängig von der Anlagengrösse und auch ein Gerüst kostet ungefähr gleich viel, egal wie gross die Solaranlage ist. Damit haben wir erstmal eine Ausgangslage definiert.
Ergebnisse der «kommerziellen» Solarrechner
Eine Info noch vorab: ich habe die von mir getesteten Photovoltaik Rechner automatisch eine Auslegung der Grösse der Solaranlage machen lassen. Man sieht dort zwei verschiedene Herangehensweisen. Die einen Rechner sind so eingestellt, dass sie möglichst die ganze gewählte Dachfläche ausfüllen (in meinem Fall also die 65 Quadratmeter der westlichen Dachhälfte).
Die anderen Solarrechner haben die Grösse der Solaranlage auf den Verbrauch im Haus abgestimmt (Aus der Abfrage nach der Anzahl der Bewohner und einiger grosser Stromverbraucher wird dann der Verbrauch im Haus abgeschätzt. In meinem Fall mit 3 Bewohnern und ohne grosse Stromverbraucher haben die Rechner dies zu 3’800 kWh (ausgesprochen: Kilowattstunden) Jahresverbrauch abgeschätzt.). Auf diesen Verbrauch hin wurden die Solaranlagen optimiert. D.h. die Solaranlage soll ungefähr soviel Strom erzeugen wie der Verbrauch im Haus über ein Jahr gesehen beträgt. Daraus wurden dann Grössen der Solaranlagen von ungefähr 5 kW abgeleitet.
So, nach der ganzen Vorrede und Erklärung hier also die Ergebnisse:
Auswertung der Ergebnisse
Zuerst einmal erkennt man deutlich die zwei unterschiedlichen Gruppen wie im Kapitel vorher beschrieben. Auf den zweiten Blick erkennt man auch die grossen Differenzen innerhalb der Gruppen. Fangen wir mit einem Vergleich der Ergebnisse der kommerziellen Rechner mit denen des informativen an.
Im Vergleich mit dem «informativen» Solarrechner von Energie Schweiz fällt auf, dass die kleineren Anlagen deutlich teurer sind als erwartet (ungefähr 4’000 bis 4’500 Fr/kW gegenüber ca. 3’000 Fr/kW bei Energie Schweiz). Ein Aufschlag von gegen 50%!? Die grösseren Anlagen liegen relativ genau in dem nach Energie Schweiz zu erwartenden Bereich, nämlich um die 2’500 Fr/kW.
Wenn wir uns die grossen Anlagen aber noch etwas genauer anschauen, so verblüfft doch auch dort die grosse Preis-Bandbreite. Der günstigste Anbieter bietet seine Anlage für 1’868 Fr/kW an, der teuerste für stattliche 2’960 Fr/kW. Ein Unterschied von stolzen 58% (!). Und dies wohlgemerkt alles von seriösen und gut im Markt etablierten Unternehmen von denen man gute Arbeit und gute Qualität der eingesetzten Komponenten erwarten sollte. Ich kann mir diese Preisunterschiede nicht wirklich erklären; der einzige Erklärungsansatz könnte darin bestehen, dass die Anbieter unterschiedlich lange Anfahrtswege haben, aber ob dies die ganzen Unterschiede erklären kann?
Auf jeden Fall bestätigt diese kleine Analyse sehr eindrucksvoll, dass sich Angebotsvergleiche lohnen (nach welchen Kriterien man Solar-Installateure auswählen sollte)! Was ich natürlich nicht sagen kann, ist, ob bei einer realen, festen Angebotsanfrage der Top-Preis auf einmal deutlich teurer werden würde und sich als Lockangebot herausstellt. Oder ob ein teureres Angebot auf einmal günstiger wird, da im Solarrechner höhere Ansätze hinterlegt wären (das wäre natürlich ein ungewöhnlicher Marketingansatz).
Was hat mir bei vielen Photovoltaik Rechner gefehlt?
Nur zwei der erhaltenen indikativen Angebote haben angegeben, welche Komponenten verbaut werden sollten. Und nur drei Anbieter haben angegeben mit welchen Garantiezeiten (d.h. wie lange muss das Solarmodul funktionieren) und Leistungsgarantien (d.h. wie viel Leistung müssen die Solarmodule nach 25 Jahren immer noch erreichen) die Solarmodule verkauft werden. Mit diesen Angaben könnte man ein Stück weit die Qualität der geplanten Komponenten vergleichen. Von daher mein Appell: bitte die geplanten Komponenten oder wenigstens die Garantiezeiten angeben!
Viele der Solarrechner haben Wirtschaftlichkeitsberechnungen über die Lebenszeit der Anlage durchgeführt. Allerdings muss man im Kleingedruckten nachlesen, um die Berechnungsgrundlagen zu erkennen. Um nur ein Beispiel zu nennen. Die Annahmen der jährlichen Erhöhung der Einspeisetarife (also wieviel Geld man für die Einspeisung des nicht selbst verbrauchten Stroms ins öffentliche Netz erhält) variiert zwischen 0.5% und 2.1%. Wenn man das über 25 Jahre betrachtet, kommen so natürlich Unterschiede von fast 50% heraus! Es sieht also so aus, als würden manche Anbieter die Zukunft deutlich rosiger darstellen als andere. Die Vermutung liegt also nahe, dass Angebote so schöngerechnet werden, um die Solaranlage möglichst lukrativ erscheinen zu lassen. Eine Vereinheitlichung wäre hier schön, ist aber wahrscheinlich nur ein frommer Wunsch!
Fazit
Sehr einfach: um einen Angebotsvergleich kommt niemand herum, der nicht (teilweise deutlich) draufzahlen möchte. Ich kann nur empfehlen, sich schlau zu machen (z.B. mit den hier angebotenen Beiträgen), um mit dem Solar-Installateur möglichst auf Augenhöhe diskutieren zu können. Dabei wünsche ich viel Erfolg!