Ein Photovoltaik Wartungsvertrag beinhaltet alle permanenten (Überwachung des Wechselrichters und der Produktionsdaten) respektive einmaligen, wiederkehrenden Wartungsarbeiten (wie Sichtprüfung von Solarmodulen, Montagesystem und Steckverbinder, Durchmessen von Strings und Wechselrichter) an einer Solaranlage.
Mehr Infos zur Photovoltaik Wartung und Unterhalt gibt es in diesem Blogbeitrag.
Möchtest Du erfahren, wie andere Anlagenbetreiber in der Schweiz mit dem Thema Wartung, Reinigung und Wartungsvertrag umgehen? Darüber und über viele weitere Themen rund um die Photovoltaik tauschen wir uns in der Facebook-Gruppe „Photovoltaik Schweiz“ aus.
Wie hoch sind die Wartungskosten einer PV-Anlage in der Schweiz? Wie hoch sind die Solardach Reinigung Kosten?
Ein Wartungsvertrag verhindert Ertragseinbussen, die die Rentabilität einer Solaranlage verschlechtern und deren Sicherheit gefährden. Die Kosten für einen Anlagencheck im Einfamilienhaus belaufen sich auf 400-500 Franken. Die Kosten für die Reinigung der Solarmodule betragen 2-5 Franken pro Quadratmeter. Für Solaranlagen auf Einfamilienhäusern wird empfohlen eine Wartung der Anlage alle zwei Jahre durchzuführen. Die professionelle Solardach-Reinigung sollte je nach Verschmutzung alle fünf Jahre erfolgen.
Unterscheidung Anlagenüberprüfung und Wartungsvertrag
Als Anlagenbetreiber hat man die Möglichkeit seine Anlage einmalig oder regelmässig überprüfen zu lassen. Bei der einmaligen Überprüfung wird ein Vertrag zwischen Betreiber und Dienstleister für genau eine Überprüfung abgeschlossen. Ein Wartungsvertrag ist demgegenüber für eine längere Dauer ausgelegt, d.h. für mehrere Jahre oder sogar für die ganze Lebenszeit der Anlage.
Der grosse Vorteil des Wartungsvertrages ist, dass man keinen Zeitpunkt verpasst, an dem eine Überprüfung ansteht. Im Umkehrschluss bedeutet dies natürlich auch regelmässig anfallende Kosten. Wenn man generell an der Wartung der Anlage durch einen Dienstleister interessiert ist (und es nicht selbst machen kann oder will), so macht auf jeden Fall der Abschluss eines Wartungsvertrages Sinn.
Inhalte in einem Photovoltaik Wartungsvertrag
Bei Wartungsverträgen sollte man zuerst zwischen (fortwährender) Überwachung und punktueller Überprüfung unterscheiden. Es sollte natürlich beachtet werden, dass die Inhalte der verschiedenen Verträge von Dienstleister zu Dienstleister variieren.
Photovoltaik Wartung: Überwachungsvertrag
Der Überwachungsvertrag regelt, wie der Name sagt, die fortwährende Überwachung der Anlage durch einen Dienstleister, den Solar-Installateur oder auch den Wechselrichter-Hersteller. Die Überwachung setzt den Einsatz eines Monitoringsystems voraus. Als Monitoringsystem kann ein in den Wechselrichter integriertes System genutzt werden, oder auch ein System durch einen vom Wechselrichter-Hersteller unabhängigen Lieferanten.
Der Überwachungsvertrag beinhaltet dann die kontinuierliche (automatisierte) Überwachung der Daten aus dem Monitoringsystem. Bei Auffälligkeiten durch kurzfristige Ereignisse oder auch durch langfristige Ertragskontrollen wird der Anlagenbetreiber informiert, so dass dieser zeitnah entweder vertiefte Überprüfungen oder auch direkt eine Reparatur in Auftrag geben kann.
Wartungsvertrag PV-Anlage: Überprüfungsvertrag
Die Anlagen-Überprüfung enthält immer (im Gegensatz zum Überwachungsvertrag) eine physische «Begehung» der Anlage. Die Begehung enthält zuerst eine Sichtkontrolle der PV-Module (auf Verschmutzungen, Risse, Verfärbungen), des Montagesystems (auf Verschiebungen) und der Steckverbindungen und Leitungen. Ggfs. wird diese Sichtkontrolle auch mit einer Drohne, einem Kranausleger, oder ähnlichem durchgeführt.
Zudem werden auch eine Reihe von Systemmessungen durchgeführt (wie gesagt kann dies von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich ausfallen). Die «üblichen» Messungen sind die Spannungsmessung (bei ausgeschalteter PV-Anlage) und die Strommessung. Zumeist wird mit der Strommessung auch die Messung der Kennlinie (resp. der Leistungskennlinie oder des Maximum Power Point). Durch Vergleich mit den erwarteten Werten gemäss Datenblätter der Module können so allfällige Fehler entdeckt werden.
Erschwert wird dieser Vergleich dadurch, dass die Datenblätter Messwerte unter Laborbedingungen enthalten, während bei einer Messung einer realen Anlagen der Zustand der Anlage (z.B. bei Verschmutzungen) und die aktuelle Wettersituation berücksichtigt werden müssen. Falls mehrere Strings verbaut sind, so können die Werte der Strings untereinander verglichen werden, um allfällige Abweichungen einfach zu erkennen. Teilweise werden auch noch Isolationsmessungen durchgeführt, d.h. eine Messung zwischen einem aktiven Leiter (Plus/ Minus) und dem Nullleiter.
Zusatzleistungen
Teilweise beinhalten die Wartungsverträge bei der Begehung auch die Entfernung von oberflächlichem Schmutz vor allem am Wechselrichter, sowie kleinere Reparaturen wie z.B. das Nachziehen von Schraubverbindungen.
Zusätzlich können Wartungsverträge auch Hot-Spot-Analysen mittels Wärmebildkameras enthalten. Durch das Erkennen von heissen Stellen an den Solarmodulen können bestehende Fehler erkannt und in einigen Fällen zukünftige Fehler vermieden werden.
Solardach Reinigung
Ein eigenes Kapitel in Wartungsverträgen sind Reinigungen. In der relativ regenreichen Schweiz sind Reinigungen oft nur im Abstand von 3 bis 5 Jahren angeraten (Ausnahme bilden besonders staubbelastete Umgebungen wie z.B. in einem Industriequartier oder auf Bauernhöfen), d.h. seltener als die Wartungen. Reinigungen werden oft von spezialisierten Reinigungsfirmen durchgeführt, seltener durch Solar-Installationsfirmen.
Bei den Reinigungsfirmen sollte man darauf achten, dass sie Erfahrung bei der Reinigung von Solarmodulen haben. Dies bezieht sich einerseits auf die Einhaltung von Regeln der Arbeitssicherheit. Andererseits auf die Nutzung von Wasser und Reinigungsmittel. Ist man unsicher über die Erfahrung der angefragten Reinigungsfirma, bietet sich eine kleine Kontrollfrage an: «Welches Wasser werden Sie zum Reinigen verwenden?» Wenn die Antwort darauf lautet: Wasser aus dem Hahn! So hat sich die Firma selbst disqualifiziert. Es sollte immer demineralisiertes Wasser verwendet werden.
Wartungsvertrag Photovoltaik Kosten und Solardach Reinigung Kosten
Die Wartungskosten PV-Anlagen resp. eines Wartungsvertrages variieren stark. Teilweise wird nach effektivem Aufwand, teilweise pauschal abgerechnet. In der Schweiz kann man für einen Überprüfungsvertrag mit Kosten von ca. 400 – 500 Franken pro Überprüfung rechnen.
Bei einem Überwachungsvertrag hängen die Kosten stark davon ab, ob standardmässig (zumeist im Wechselrichter) bereits ein Monitoringsystem verbaut ist, oder ob ein zusätzliches externes Monitoringsystem installiert werden muss. Aus Kostengründen zu bevorzugen (vor allem im Einfamilienhausbereich) sind standardisierte Lösungen. So bieten viele Wechselrichter-Marken kostenlose Auswertetools an, zumeist über Handy Apps. Teilweise gibt es dann noch kostenpflichtige Zusatzfunktionen (Kosten im Bereich von «einigen Zehn» Franken pro Jahr je nach Funktionsumfang und Vertragslaufzeit).
Reinigungskosten hängen natürlich auch wieder stark von der individuellen Anlage ab. Wie hoch ist das Dach? Wie ist die Dachneigung? Sind entsprechende Haltepunkte für Reinigungsroboter vorhanden? Gibt es einen Zugang zum Dach oder braucht es eine Arbeitsbühne oder ähnliches?
Für ein «Standard»-Einfamilienhaus mit Dachzugang, 20 Grad Dachneigung und Halteschiene für einen Reinigungsroboter kann man mit Kosten von 2-5 Franken pro Quadratmeter pro Reinigung rechnen. Ist die Dachfläche grösser und/ oder komplex geformt, so muss manuell gearbeitet werden . Dann können die Preise auch schnell auf über 1’000 Franken steigen.
Es gibt aber auch bereits Firmen (https://www.radsglobal.nl/), die Anti-Schmutz-Beschichtungen für PV-Module anbieten. Dies erscheint aber vor allem bei grösseren Anlagen eine wirtschaftliche Option zu sein.
Der Nutzen der Photovoltaik Wartung
Beim Nutzen der Wartung sollte man zwischen Sicherheitsaspekten, rechtlichen und finanziellen Aspekten unterscheiden.
Sicherheit
Sicherheit ist bei elektrischen Anlagen sehr wichtig. Defekte Anlagen können im seltenen Extremfall zu Stromschlägen bis hin zu Todesfällen oder auch zu Haus-Bränden führen. Hier gilt es, sein persönliches Risikoprofil zu kennen. Bin ich bereit, für die Reduktion eines bereits sehr kleinen Risikos mehrere hundert Franken zu bezahlen?
Recht
Aus rechtlichen Gründen kann es wichtig sein, Beweismaterial in Händen zu halten. Dies gilt z.B. bei Auseinandersetzungen mit Installateuren und/ oder Herstellern. Angenommen, die eigene Solaranlage liefert weniger Strom als ursprünglich berechnet. Ist nun der Hersteller schuld, da seine Solarmodule stärker abbauen als garantiert? Oder ist der Solar-Installateur schuld, da er vielleicht Steckverbindungen nicht ordentlich ausgeführt hat? Oder ist der Anlagenbetreiber selbst schuld, da er Bäume hat wachsen lassen, die zur Verschattung führen?
Als gute Praxis hat es sich erwiesen, zum Ende der Gewährleistungspflicht des Installateurs (in der Schweiz meist nach fünf Jahren gemäss Obligationenrecht) einen Anlagencheck durchzuführen. So kann man im Fall der Fälle noch rechtzeitig die Gewährleistung des Installateurs in Anspruch nehmen.
Gleiches gilt (spätestens) zum Ende der Garantiezeiten des Solarmodul-Herstellers. Einmal vor Ende der Produkt-Garantie («Funktioniert das Solarpanel noch?») und einmal vor Ende der Leistungs-Garantie («Liefert das Solarpanel noch mindestens so viel Strom wie versprochen?»).
Die Garantiezeiten variieren stark von Hersteller zu Hersteller. Aber zumindest alle fünf Jahre sollte man aus solchen Garantieüberlegungen die Anlage professionell gewartet werden.
Finanzen
Will man die prognostizierte Rentabilität einer Solaranlage erreichen, so sollte man regelmässig die Produktion der Solaranlage checken und mit den Erwartungen vergleichen. Dies kann oft entweder mit den kostenlosen Apps der Wechselrichter-Hersteller, oder mit händischen Ablesungen erreicht werden. Bei Abweichungen kann man dann seinen Installateur zu Rate ziehen.
Machen wir eine Milchmädchen-Rechnung. Bei einer Solaranlage von 12 kWp mit einer Netzeinspeisung von 10’000 kWh pro Jahr (und 2’000 kWh Eigenverbrauch) erhält man eine Einspeisevergütung von ca. 1’000 Franken und vermeidet den Bezug von Netzstrom von ca. 500 Franken pro Jahr.
Sollte nun die Solaranlage während eines kompletten Monates (bis man selbst mal wieder auf das Wechselrichter-Display geschaut hat um den Ausfall zu bemerken) im Sommer mit den besten Produktionsbedingungen ausfallen, so erleidet man einen finanziellen Verlust von um die 200 Franken.
Auch hier wieder die persönliche Frage: Wieviel Geld ist man bereit pro Jahr auszugeben, um diesen (eher seltenen) Verlust von 200 Franken zu vermeiden? In meinen Augen z.B. würde es keinen Sinn machen, einen Vertrag über jährlich 500 Franken abzuschliessen, um einen einmaligen Ausfall mit einer Kostenfolge von 200 Franken zu vermeiden. Dies kann aber natürlich bei grösseren Anlagen schon wieder deutlich anders aussehen!
Photovoltaik Wartung selbst machen?
Einige Wartungsarbeiten kann man durchaus selber erledigen, wie z.B. die Analyse der Produktionsdaten (hier geht’s zum Blogbeitrag über den Unterhalt von PV-Anlagen). Aber schon bei einer ebenfalls eher «einfachen» Sichtkontrolle, fangen die Probleme an. Denn wer weiss schon, auf was er bei der Sichtkontrolle zu achten hat und hat genug Erfahrung, um Fehler auch zu erkennen? Und wer kann diese Sichtkontrolle einfach und gefahrlos, z.B. aus einem Dachfenster heraus, durchführen?
Für die Systemmessung braucht es dann auf jeden Fall einen ausgebildeten Fachmann. Und auch die Reinigung ist nicht ohne Fallstricke. Denn wer hat schon demineralisiertes Wasser in grösseren Mengen zur Verfügung, um Kalkablagerungen auf den Solarmodulen und damit Produktionseinbussen zu vermeiden?
Fazit Photovoltaik Wartungsvertrag
Eine Solaranlage ist eine wartungsarme Investition, wartungsfrei ist sie allerdings nicht – zumindest sofern man zu einer Ausgabe dieser Grösse Sorge tragen möchte. Man sollte zumindest aus Sicherheits- und aus rechtlichen Aspekten alle fünf Jahre eine detaillierte Anlagenüberprüfung durchführen (lassen). Sofern man sein Sicherheits- und finanzielles Risiko weiter senken möchte, macht ein Wartungsvertrag mit zweijährigem Rhythmus Sinn.