Auf was muss man beim Photovoltaikanlage Unterhalt achten?
- Überprüfung Wechselrichter
- Analyse der PV-Produktionsdaten
- Ablesen der Zählerstände
- Sichtprüfung der Solarmodule
- Sichtprüfung des Montagesystems
- Überprüfung der Steckverbindungen
- Ggfs. Reinigung der Solarmodule
- Hot-Spot-Überprüfung der Solarmodule
Unterhalt Solaranlage: Allgemein
Fangen wir mit der guten Neuigkeit an: Photovoltaikanlagen benötigen wenig Unterhalt und sie gehen selten kaputt. Die weniger gute Neuigkeit: «wenig Unterhalt» bedeutet aber nicht «kein Unterhalt». Eine Solaranlage ist eine kostspielige Investition. Von daher ist es fast eine Selbstverständlichkeit, dass man dieser Investition Sorge trägt durch den Solaranlage Unterhalt. Dadurch stellt man sicher, dass die Solaranlage optimal funktioniert und damit auch die finanziellen Erwartungen an die Anlage eingehalten werden können. Eine unbemerkte Produktionseinbusse kann sonst schnell die beste Wirtschaftlichkeitsberechnung über den Haufen werfen.
Um verschiedene Schäden zu visualisieren, greife ich ausgiebig auf Bildmaterial von der Jendra Power aus Cham zurück https://jendra-power.ch/ . Dessen Eigentümer Rober Kröni veröffentlich auf seinem «Sachverständigenblog Photovoltaik» regelmässig Ergebnisse seiner Sachverständigenarbeit.
Die acht Punkte des Photovoltaik Unterhalt gliedern sich in (administrative) Überprüfungen, im besten Fall also vom Schreibtisch aus. Mittels Datenanalyse kann man bereits erste Unstimmigkeiten entdecken. Danach geht’s weiter zu dem Solarmodule Unterhalt. Dabei können sich Probleme aus der Datenanalyse bestätigen. Es können aber auch Fehler entdeckt werden, die sich (noch) nicht in den Daten widerspiegeln.
Möchtest Du Dich darüber austauschen, wie andere Betreiber von Photovoltaikanlagen mit dem Thema Solaranlagen Unterhalt umgehen? Dann schau‘ doch einfach in unserer Facebook Gruppe „Photovoltaik Schweiz“ vorbei!
Überprüfung Wechselrichter
Der Wechselrichter ist das schwächste Glied in der gesamten Photovoltaikanlage. Man muss damit rechnen, dass während der Lebenszeit der Solarmodule der Wechselrichter mindestens einmal seinen Geist aufgibt. Bei langlebigen Solarmodule vielleicht sogar zweimal. Da der Ausfall des Wechselrichters zu einem Komplettausfall der Produktion der Solarenergie führt, sollte ihm beim Unterhalt Solaranlage auch ein grosses Gewicht eingeräumt werden.
Im besten Fall ist der Wechselrichter mit einer App auf Deinem Handy verbunden. Im Fall der Fälle sollte sich die App dann bei Dir melden und Dich auf das Problem hinweisen. Falls eine solche App aber nicht existiert oder weniger gut programmiert ist, so kann ein (täglicher) Gang zum Display des Wechselrichters Abhilfe schaffen. Auch dort wird im Regelfall ein Fehler angezeigt. In diesem Fall muss umgehend der Solar-Installateur aufgeboten werden. In manchen Fällen kann man den Wechselrichter noch einmal reparieren, in vielen Fällen wird aber der Wechselrichter ausgetauscht werden müssen. Da während dieser Zeit die gesamte Solaranlage still steht, sollte man dabei keine Zeit verlieren. Ansonsten können grosse finanzielle Einbussen entstehen!
Analyse der PV-Produktionsdaten
Die heutigen Wechselrichter erheben alle in irgendeiner Art und Weise Produktionsdaten der Photovoltaikanlage, oft ist das in Monitoringsysteme integriert. Diese Daten sollten regelmässig gespeichert (oder aufgeschrieben) werden. So kann man die Qualität der Anlage überprüfen, z.B. wenn sich schleichend ein Fehler bemerkbar macht, z.B. über die zunehmende Korrosion von Steckverbindern. Auch erkennt man die Degradation der Solarmodule. Die Leistung der Solarmodule sinkt jedes Jahr um rund ein halbes Prozent.
Aber Achtung: die Sonnenscheindauer (und damit natürlich auch die Produktion der Solaranlage) unterliegt jährlichen Schwankungen. Will man also ganz genau analysieren, so muss man dies auch in Betracht ziehen. (Wobei: eine Solaranlage ist natürlich ein toller «Sensor» um zu überprüfen, wie häufig die Sonne scheint!). Viele Hersteller unterstützen den Eigentümer bei solchen Analysen bereits sehr umfassend mit verschiedenen Monitoringsystemen(teilweise gegen Aufpreis), bei anderen sind die Analysefunktionen eher rudimentär.
Ablesen der Zählerstände (Zähler des Netzbetreibers)
Der Hauseingangszähler befindet sich im Eigentum des Netzbetreibers (oder bei grösseren Anlagen im Eigentum des Zählerverantwortlichen). Der Netzbetreiber ist für die regelmässige Funktionsüberprüfung und Eichung der Zähler verantwortlich. Da diese Zähler geeicht sind, kann man sie auch zur Überprüfung der Angaben vom Wechselrichter verwenden. Von daher kann es Sinn machen, die Zählerstände regelmässig zu protokollieren.
Sichtprüfung der Solarmodule
Dies ist wahrscheinlich die offensichtlichste Unterhaltsmassnahme. Durch Verschmutzungen in der Luft (Stichwort: Saharastaub) kann die Oberfläche von Solarmodulen verschmutzt werden. Wenn die Sonne aber weniger gut zu den Solarzellen durchdringt, leidet natürlich auch die Produktion der gesamten Anlage. Natürlich gibt es eine gewisse Selbstreinigung der Solarpanele. Relativ klar: je steiler das Dach und damit die Photovoltaikanlage, desto besser kann Regenwasser Schmutzpartikel mitreissen. Besonders effektiv ist dabei auch das Abrutschen von Schnee.
Genauso klar: bei horizontal oder nur mit geringer Neigung montierten Solarmodulen rutscht nichts und Staubpartikel werden auch nicht mitgerissen. Wer aber glaubt, dass trotz dieser Selbstreinigung der Solarmodule eine weitergehende Reinigung nicht erforderlich ist, der schaue sich nur sein Auto nach einem Regenguss an (vor allem, wenn vorher eine berüchtigte Saharastaub-Wolke über der Schweiz ihre Ladung verteilt hat). Im Extremfall kann die Verschmutzung dann sogar so weit gehen, dass sich am Übergang von Glasfläche zu Modulrahmen soviel Dreck absetzt, dass Moos oder Unkraut zu wachsen anfängt.
Die Überprüfung auf Verschmutzungen ist am offensichtlichsten. Aber auch auf Risse oder Verfärbungen sollte bei der Sichtkontrolle geachtet werden. Dies kann im besten Fall z.B. durch ein Dachfenster selbst erfolgen. Im weniger guten Fall kann man von einer Leiter oder vom Obergeschoss des Nachbarn aus (evtl. Fernglas nicht vergessen!) sein eigenes Dach überprüfen. Im schwierigsten Fall sollte man aber auf die Hilfe von Fachleuten zurückgreifen, die die Sichtkontrolle z.B. mittels Drohnen durchführen. Bitte beachten: gerade auf steilen Dächern gibt es eine grosse Absturzgefahr. Und die meisten Solarmodule dürfen nicht begangen werden, da dies zu (Mikro-)Rissen im Glas führen kann!
Sichtprüfung des Montagesystems
Durch Schnee- oder Windlast können nicht nur die Solarmodule sondern auch das Montagesystem geschädigt werden. An windreichen Standorten «rüttelt» der Wind permanent an der Anlage. Das kann dazu führen, dass sich mit der Zeit das Montagesystem im Dach lockert.
Die Überprüfung erfolgt auch hier auf Sicht. Ist das Montagesystem (oder gar die Solarmodule) verschoben? Abhängig von der Art der Installation ist das Montagesystem aber unter den Solarpanelen versteckt, so dass eine vertiefte Prüfung schwierig ist. In diesem Fall sollte man – vor allem in Regionen mit viel Wind und/ oder Schnee diese Überprüfung aber nicht übergehen, sondern einer Fachperson anvertrauen.
Überprüfung der Kabel und Steckverbindungen
Für die Steckverbindungen gilt das Gleiche wie für Solarmodule und Montagesysteme: diese sind über Jahrzehnte tagein tagaus allen Wetterwidrigkeiten ausgesetzt. Sibirische Kälte, extreme Hitze, Orkanböen oder starker Schneefall – die Komponenten müssen alles aushalten. Natürlich kann es dabei auch dazu kommen, dass sich mit der Zeit die Steckverbindungen oder auch ganze Kabel lösen oder auch Feuchtigkeit eindringt und zu Korrosion führt. Zudem kann die Isolierung von Kabeln durch zu starke UV-Einstrahlung leiden.
Sofern sichtbar, sollten die Steckverbindungen und der Kabelverlauf regelmässig visuell begutachtet werden. Oft genug sind diese aus ästhetischen Gründen aber versteckt montiert und schwer zugänglich, so dass evtl. wieder ein Fachmann hinzugezogen werden sollte. In grösseren Abständen mag es auch sinnvoll sein, an den Steckverbindungen zu «wackeln», um ihre Festigkeit zu überprüfen. Achtung: die Solarmodule sind ständig unter Spannung, so dass Stromschlaggefahr besteht! Zudem gilt auch hier wieder: Vorsicht beim Arbeiten auf dem (vor allem steilen) Dach und Achtung auf die Begehbarkeit (oder vor allem Nicht-Begehbarkeit) der Solarmodule! Also: wenn man kein Fachmann ist, sollte man einen beauftragen!
Ggfs. Reinigung Solarmodule
Sollten die Solarmodule stark verschmutzt sein, so sollten diese gereinigt werden. Achtung: die Solarmodule stehen während der Reinigung unter Spannung. Sind die Solarmodule beschädigt oder die Anschlüsse nicht fest, besteht eine Stromschlaggefahr. Dabei sollte man unbedingt auf die Hinweise des Herstellers der Solarmodule achten. Durch scharfe Reiniger oder das Verwenden von Hochdruckreinigern kann man die Garantie verlieren.
Die Reinigung sollte am besten mit fliessendem Wasser (aus dem Schlauch, wie gesagt kein Hochdruckreiniger) erfolgen. Dazu sollte demineralisiertes Wasser verwendet werden. Kalkablagerungen von kalkhaltigem Wasser lassen sich später nur noch sehr schwer entfernen und führen damit zu einer dauerhaften Produktionseinbusse. Das ganze kann sanft mechanisch unterstützt werden, z.B. mit einer weichen Bürste. Falls überhaupt Reiniger verwendet werden, dann sollten diese sehr sanft und nicht ätzend sein. Und auch hier gilt wieder: Vorsicht beim Arbeiten auf Dächern!
Hot-Spot Überprüfung der Solarmodule
In sehr seltenen Fällen können Solarmodule Schaden nehmen. Dies kann z.B. Delamination der Folie an der Unterseite des Moduls entstehen, aber auch durch defekte Steckverbindungen. Ein solcher Schaden äussert sich dadurch (und zwar bevor das Modul ganz kaputt geht), dass sich das Modul stark erhitzt.
Solche Hitzestellen – Hot-Spots genannt – kann man mit einer Wärmebildkamera erkennen. Wenn man zufällig eine Wärmebildkamera zu Hause hat, kann man dies selbst machen. Wenn nicht, sollte man auch wieder von Zeit zu Zeit auf einen Dienstleister zurückgreifen.
Fazit zum Solaranlage Unterhalt
Solaranlagen sind sehr wartungsarm, allerdings nicht wartungsfrei. Mit der Beachtung der acht Punkte erkennst Du Unstimmigkeiten oder Einschränkungen Deiner Anlage schnell und kannst entsprechend aktiv werden. Man sollte aber auch «kleinere» Einschränkungen nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ein Solarmodul, dass jährlich z.B. ein Prozent anstatt ein halbes Prozent an Leistung verliert, hat nach 20 Jahren bereits eine 10% zu tiefe Produktion! Und wenn man bedenkt, dass die Rentabilität einer Solaranlage zumeist nur im einstelligen Bereich liegt, erkennt man die Bedeutung schnell und sollte entsprechend proaktiv handeln.