Immer wieder hört man die Frage: „Lohnt sich Photovoltaik resp. eine Photovoltaikanlage für mich?“ Kein Wunder, belaufen sich doch die Kosten für eine Solaranlage – je nach Grösse – im Bereich eines Klein- oder Mittelklassewagens. Leider gibt es keine klare Antwort auf die Photovoltaik Wirtschaftlichkeit, sondern nur ein: «Das kommt drauf an!»
Bevor wir uns aber anschauen, worauf es ankommt, erst noch zur Klarstellung: wir schauen uns hier nur finanzielle Aspekte von Solaranlagen an. Für manche Solar-Eigentümer lohnt sich eine Solaranlage bereits nur deshalb, weil es ihnen ein gutes Gefühl gibt. Wie die Photovoltaik Wirtschaftlichkeit dann aussehen, mag dann weniger wichtig sein. In diesem Artikel geht es aber nur um die Finanzen.
Um die Übersicht über dieses komplexe Thema zu vereinfachen, habe ich die Finanzen dabei in die folgenden 3 Punkte unterteilt: die Ausgabenseite (d.h. Deine Aufwendungen zur Errichtung und Betrieb der Solaranlage) und der Einnahmenseite (d.h. mit welchen Einnahmen und welcher Photovoltaik Förderung kannst Du für Deine Solaranlage rechnen) aufgeteilt. Ein eigenes Kapitel habe ich noch für die Steuern reserviert, um die man natürlich nie herum kommt!
Die Ausgabenseite
Die Anschaffungskosten
Es ist ganz klar: die Anschaffungskosten sind die der mit Abstand grösste Posten auf der Ausgabenseite und haben damit einen grossen Einfluss bei der Beantwortung der Frage: „Lohnt sich eine Photovoltaikanlage?“. Der grösste Faktor bei den Anschaffungskosten wiederum ist die Grösse der Anlage. Einfach gesagt: je grösser die Anlage, desto teurer. Soweit so klar.
Allerdings wird eine Solaranlage nicht linear teurer. D.h. eine doppelt so grosse Solaranlage, ist weniger als doppelt so teuer. Ein kleines anschauliches Beispiel dazu: wenn man für die Installation der Solaranlage ein Gerüst benötigt, so sind dessen Kosten fast unabhängig von der Grösse der installierten Solaranlage. Da darüberhinaus bei einer grösseren Anlage auch die Einnahmen steigen, lohnt es sich in vielen Fällen, im Zweifelsfall eine grössere Solaranlage zu installieren.
Aber natürlich kommt es nicht nur auf die Grösse der Anlage an, sondern auch noch auf den beauftragten Installateur (resp. die Region wo dieser Installateur ansässig ist; Tipps zum Finden eines guten Installateur findest Du hier) und die von ihm verwendeten Komponenten der Solaranlage an. Es ist wie überall: qualitativ höherwertige Komponenten sind teurer als einfachere Bauteile. Die gewünschte Qualität ist natürlich auch ein Stück weit wieder von der persönlichen Präferenz abhängig. Wie wichtig ist es mir persönlich, dass ich den höchsten Stromertrag pro Quadratmeter Solarmodul habe? Und bin ich auch bereit, die dafür notwendigen Mehrkosten zu tragen?
Aber auch bei gleichen Komponenten unterscheiden sich die Kosten für Installateure schnell um 10% oder sogar mehr. Hier lohnt sich ein Vergleich der Angebote verschiedener Installateure. Die Wahl des Installateurs ist auch wieder eine Frage des persönlichen Geschmacks. Wie wichtig ist mir die Beratungsqualität? Benötige ich sie (und bezahle auch dafür) oder kann ich darauf verzichten. Soll der Installateur aus regionaler Verbundenheit aus der eigenen Gemeinde kommen? Oder kann er z.B. auch aus einer entfernten Gemeinde mit vielleicht niedrigeren Lohnkosten kommen?
Du siehst, hier gibt es so viele Möglichkeiten, dass sich dafür ein eigener Blogeintrag lohnt. Auf jeden Fall solltest Du Dir Angebote verschiedener Installateure einholen, Dir erklären lassen und (ggfs. mit Hilfe von Experten) vergleichen.
Die Unterhaltskosten
Generell gesprochen benötigen Photovoltaikanlage nur wenig Unterhalt. Wenig bedeutet aber nicht, dass gar kein Unterhalt notwendig ist.
Der grösste Faktor beim Unterhalt ist der allfällige Ersatz des Wechselrichters. Leider wird oft genug bei der Installation der Anlage nicht darauf hingewiesen, und der Frust ist dann bei einem Schaden gross. Um es deutlich zu sagen: die Lebensdauer eines Wechselrichters ist deutlich geringer als die Lebensdauer der Solarmodule. Je nach Hersteller des Wechselrichters kann man mit einer Lebenszeit von ca. 10 bis 15 Jahren rechnen. Bei einer 30-jährigen Nutzungsdauer der Solarpanele kann man also mit mindestens einmaligen, im schlechteren Fall sogar mit dem zweimaligen Ersatz des Wechselrichters rechnen.
Darüberhinaus gibt es die sogenannten regelmässigen Unterhaltsarbeiten. Dazu kann die Reinigung der PV-Anlage zählen, insbesondere wenn man in einer staubigen und trockenen Gegend wohnt, wo der Schmutz auf der Solaranlage nicht von Regen oder Schnee abgewaschen wird. Installateure bieten auch eine sogenannte Thermografie an. Damit erkennt man fehlerhafte Solarmodule oder auch (halb-)verrostete oder gelöste Kabelverbindungen. Dies tritt sehr selten auf, kann aber zu einem Ausfall der Solaranlage führen. Ein letzter Punkt ist die regelmässige Kontrolle der Verschattung der Anlage. Sind Bäume so gewachsen, dass die Solaranlage zeitweise im Schatten liegt? Dann sollte man die Bäume stutzen.
Ein Wort der Warnung: bei flachen, niedrigen Solaranlage können Wartungsarbeiten wie das säubern der Module selbst durchgeführt werden. Aber bei hohen, steilen Dächern sollte man dies besser einem Profil überlassen, die Absturzgefahr ist für Ungeübte einfach zu gross.
Automatische Überwachung der Solaranlage
Aber wie erkennt man denn überhaupt, ob Unterhaltsarbeiten an der Solaranlage notwendig sind? Die bequemste (aber auch teuerste) Variante ist die automatische Überwachung der Solaranlage. Meist ist diese Überwachung an den Wechselrichter gekoppelt. Im komfortablen Fall erhält man dann eine Meldung aufs Handy, wenn die Solaranlage ausgefallen ist. Möchte man aber «kleinere» Probleme erkennen, wie z.B. teilweise Verschattung oder zunehmende Verschmutzung, so muss man sich hier die Messdaten genau anschauen. Dies ist prinzipiell für jeden machbar, kann aber durchaus ein wenig technisches Verständnis erfordern.
Günstiger (resp. sogar eingebaut und damit kostenlos) aber weniger komfortabel ist es, sich von Zeit zu Zeit die Messwerte des Wechselrichters anzuschauen. Natürlich erkennt man einen Ausfall der Solaranlage so meist erst später als bei einer automatischen Überwachung. Aber oft genug ist der finanzielle Schaden durch einen „kurzen“ Ausfall der Solaranlage geringer, als die wiederkehrenden Kosten eines Überwachungssystem.
Tipp: Als Alternative kann man sich die Kosten des Überwachungssystems sparen und dieses Geld in einen Wartungsauftrag (ca. 300-600 Fr. pro Jahr, je nach Umfang) mit einem Installateur investieren. So hat man die Gewissheit, dass die Solaranlage immer top in Schuss ist.
Die Einnahmenseite
Die Einmalvergütung Photovoltaik
Die Einmalvergütung Photovoltaik ist eine staatliche Photovoltaik Förderung. Wie der Name sagt, beteiligt sich der Bund hier einmalig an den Investitionskosten der Anlage. Normalerweise wird der Antrag für diese Einmalvergütung Photovoltaik direkt vom Installateur ausgefüllt. Die Höhe der Photovoltaik Förderung ist abhängig von der Grösse der Solaranlage, sie beträgt im Mittel ca. 30% der Anschaffungskosten. Die Förderung wird spätestens ein Jahr nach Installation der Anlage ausgezahlt, sofern der entsprechende Fördertopf noch gefüllt ist (wird jährlich angepasst).
Nur zur Info: Vereinzelt hört man auch noch von der Kostendeckenden Einspeisevergütung, abgekürzt KEV. Dies war ein früheres Förderinstrument, das heute nur noch für Bestandsanlagen, aber nicht mehr für Neuanlagen im Einsatz ist.
Kostenvermeidung durch den Eigenverbrauch
Wie aus der Überschrift hervorgeht, handelt es sich hier nicht um eine Einnahme im eigentlichen Sinne. Verbraucht man den Strom aus seiner Solaranlage selbst, so muss man ihn nicht vom Energieversorger einkaufen. D.h. die jährliche Stromrechnung sinkt und man vermeidet die Kosten an den Stromversorger.
Es ist wichtig zu wissen, dass die Photovoltaik Wirtschaftlichkeit steigt, die Solaranlagen also rentabler sind, je mehr Eigenverbrauch man hat, d.h. umso mehr des von der Solaranlage erzeugten Stroms selbst verbraucht wird. Dummerweise scheint die Sonne nicht gerade dann, wenn man Strom benötigt. So macht es Sinn, «verschiebbare» flexible Verbraucher (also z.B. die Waschmaschine, die man ja nutzen kann, wann man möchte) dann zu nutzen, wenn die Sonne scheint. Vereinzelt gibt es hier auch technische Lösungen um dies automatisiert umzusetzen. Im Einfamilienhaus lohnen allerdings die Kosten dafür oft nicht.
Einspeisevergütung
Was passiert denn mit dem Strom, der nicht in der eigenen Liegenschaft verbraucht wird. Z.B. weil man ausser Haus ist, wenn die Sonne scheint?
Dieser Strom wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Hierzu hat Dein Installateur einen entsprechenden Antrag an Deinen lokalen Stromnetzbetreiber gestellt. Dieser hat einen speziellen Zähler eingebaut, mit dem nicht nur gemessen wird, wieviel Strom Du aus dem Stromnetz beziehst, sondern auch, wieviel Du in das Stromnetz einspeist.
Die Einspeisevergütung unterscheidet sich teilweise deutlich von Stromnetzbetreiber zu Stromnetzbetreiber. Dies deshalb, da einige Netzbetreiber nur das gesetzliche Minimum vergüten, während andere zusätzlich Dir den sogenannten ökologischen Mehrwert abkaufen. Im Allerbesten Fall wohnst Du in einer Gemeinde, die Solaranlagen fördern möchte. Hier hast Du die Chance auf eine noch höhere Vergütung.
Den Tarif zur Einspeisevergütung erfährst Du entweder von Deinem Stromversorger oder über die Internetseite www.pvtarif.ch.
Die Vergütung des ökologischen Mehrwerts
Falls der ökologische Mehrwert Deiner Stromerzeugung nicht bereits mit der Einspeisevergütung abgegolten wird, kannst Du ihn separat verkaufen. Hierzu stehen verschiedene «Börsen» zur Verfügung, wie z.B. www.oekostromboerse.ch. Auf dieser Börse werden regelmässig Gesuche von Händlern gepostet, die auf der Suche nach den sogenannten Herkunftsnachweisen sind. (Über die Herkunftsnachweise wird der ökologische Mehrwert von Solaranlagen gehandelt.) Produzenten erneuerbaren Stroms, also auch von Solaranlagen, können hier ihre Angebote abgeben, um diesen Bedarf zu befriedigen.
Steuern
Steuern sind ein eigenes Thema, weshalb ich sie hier gesondert aufführe. Wie jeder weiss, sind die Höhe der Steuern von Kanton zu Kanton und von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich. Teilweise wird aber auch inhaltlich anders mit den steuerlichen Folgen von Solaranlagen umgegangen. Die hier gemachten Ausführungen sollen deshalb einen ersten Anhaltspunkt geben. Im Zweifelsfall solltest Du Kontakt mit der für Dich zuständigen Steuerverwaltung oder einem Steuerberater aufnehmen.
Einen etwas vertieften Überblick, auf den ich mich auch beziehe, findest Du hier: https://www.swissolar.ch/fileadmin/user_upload/Fachleute/Photovoltaik_Merkblaetter/21009d_Merkblatt_Steuerpraxis.pdf
Steuererleichterung auf die Installation
Die Installation einer Solaranlage zählt in der Schweiz als «Liegenschaftsunterhalt» und kann als solcher in der Steuererklärung angegeben werden. Eine Aufteilung auf mehrere Jahre ist hier nicht möglich. Wenn man in seiner Steuererklärung den Pauschalbetrag zum Liegenschaftsunterhalt wählt, dann beinhaltet dieser auch automatisch die Installation der PV-Anlage. Hier sollte man also aufpassen, um keine mögliche Steuererleichterung zu verpassen.
Vermögenssteuer auf Wert der Solaranlage
Der Wert der Solaranlage gilt als steuerbares Vermögen, d.h. die Solaranlage erhöht den Vermögenswert der Immobilie.
Versteuerung von Einkünften
In der steuerlichen Praxis stellen die Einnahmen aus der Einspeisevergütung und dem Verkauf des ökologischen Mehrwerts Einkünfte dar. Diese Einkünfte müssen in der Steuererklärung deklariert werden. D.h. sie erhöhen den deklarierten Lohn, so dass die Steuerrate steigt.
Und nun? Lohnt sich Photovoltaik?
Ich glaube, die Ausführungen oben zeigen, dass eine pauschale Antwort auf die Photovoltaik Wirtschaftlichkeit, die jeden Einzelfall abdeckt, unmöglich ist. Es kann aber gesagt werden, dass sich viele Solaranlagen nicht nur für die Umwelt, sondern auch für den Geldbeutel lohnen. Damit man auf die Frage „Lohnt sich Photovoltaik“ ja antworten kann, sollte man folgende Punkte beachten:
- Entscheide Dich für einen seriösen Installateur (Referenzen anfragen), der ordentliche Komponenten verwendet. So kannst Du sicher sein, dass keine Zusatzkosten durch schlampige Installation oder den Ersatz von schlechten Komponenten auf Dich zukommen.
- Für die meisten Haushalte lohnen sich die absoluten Top-Komponenten finanziell nicht. Achte aber auf ein gutes Preis-Leistungsverhältnis und entscheide Dich nicht unbedingt für die billigsten Komponenten. Achte dabei auch auf die Garantien der eingesetzten Komponenten.
- Nicht vergessen: Anmeldung zur Einmalvergütung (normalerweise durch den Installateur) und Deklaration in der Steuererklärung als Liegenschaftsunterhalt (durch Dich selbst)
- Wenn Du all dies berücksichtigt hast, gilt: eine Solaranlage ist umso rentabler, je mehr des von Dir produzierten Stromes auch von Dir verbraucht wird. Passe also, wo möglich, Dein Verbrauchsverhalten an.